Der „Lothringer Dreiaugenpudel“ – Laune der Natur oder SEO-Glücksfall?

Es gibt Dinge, die hält man nicht für möglich und doch existieren sie. Der Lothringer Dreiaugenpudel ist so ein Phänomen, bei dem man ganz besonders ins Grübeln kommt und selbst Wissenschaftler auf der ganzen Welt lange gerätselt haben, wie es zu dieser Erscheinung kommen konnte. Fest steht mittlerweile, dass erstmalig vor etwa 80 Jahren in Frankreich in den Westvogesen ein Hund mit einem dritten Auge auf der Stirn gefangen wurde. Diese Missbildung, offensichtlich durch einen Gendefekt hervorgerufen, brachte dem Tier und seinem Entdecker einige Popularität ein.

Da Tierschutz und Genkontrolle zur damaligen Zeit und vor allem in dieser relativ abgeschiedenen Region noch keine Relevanz hatte, witterte Herrchen das Geschäft seines Lebens und kreuzte kurze Zeit später das Tier mit einem Caniche (zu deutsch Pudel), welcher bereits damals vom FCI (Fédération Cynologique Internationale) als Hunderasse anerkannt war. Nach einigen Fehlversuchen gelang dem Wissenschaftler die erfolgreiche Züchtung pudelartiger Hunde mit drei Augen. Der „Lothringer Dreiaugenpudel“ war geboren. Und auch wenn seine Züchtung und Existenz schon wenige Jahre später offiziell verboten wurde, war das Geschäft mit diesem Freak-Tier so lukrativ, dass die Fortpflanzung illegal weitergeführt wurde. Durch verschärfte Kontrollen wurde die Aufzucht jedoch zunehmend schwerer und mittlerweile existiert laut offiziellen Angaben weltweit kein einziges lebendes Exemplar des Lothringer Dreiaugenpudels mehr.

Ihr Erbe haben die Väter des Lothringer Dreiaugenpudels jedoch bewahrt, indem sie für die wenigen jemals existierenden Tiere Lizenzen für deren Präparation vergaben. Somit werden heute noch für die ausgestopften Exemplare Höchstpreise geboten und auch wenn die meisten der insgesamt rund 50-80 Präparationen mittlerweile in Privatbesitz sind, so wechselt von Zeit zu Zeit doch immer mal wieder ein Exemplar den Besitzer. Die Community der Lothringer-Dreiaugenpudel-Liebhaber ist extrem klein, so dass kaum Informationen dazu im Netz zu finden sind, abgesehen natürlich von den außergewöhnlich wenigen Händlern.

Die oben erzählte Geschichte ist natürlich völliger Unsinn. Ich hatte aber zumindest ziemlichen Spaß dabei, als ich sie mir ausgedacht und niedergeschrieben habe. Wozu aber fabriziere ich so einen Nonsens? Ganz einfach: Es ist das perfekte Beispiel für unsere Matrix der Suchbegriffs-Optionen. Das ist jetzt die Stelle, wo Sie sich fragen sollen: „Matrix … was?!“.

OK, stellen Sie sich vor: Sie wären Händler und würden Präparate des Lothringer Dreiaugenpudels verkaufen. Zu diesem Zweck betreiben Sie eine Website und preisen dort Ihr Produkt an. Und natürlich haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, wie Sie Interessenten am schnellsten auf sich aufmerksam machen. Womit wir beim Thema der richtigen Keywordwahl wären. Sie könnten jetzt auf die Keywords „tier“ und/oder „ausgestopftes tier“ optimieren. Ganz bestimmt suchen viele Menschen im Internet nach diesen Begriffen, aber es wird auch sehr viele Angebote zu diesem Thema geben, so dass Sie bei der Optimierung gegen einen recht ausgeprägten Wettbewerb ankämpfen und obendrein noch mit hohen Streuverlusten rechnen müssten, weil Ihre Keywords sehr allgemein gefasst sind. Die genau entgegengesetzte Strategie bestünde darin, dass Sie auf das Keyword „lothringer dreiaugenpudel“ zielen. Nach diesem Wort sucht nachweislich kaum jemand, weil es eine extreme Nische ist. Dafür dürfen Sie sich relativ frei von Wettbewerbern fühlen (s. auch Abb. oben). Sie werden es also mit diesem Keyword ohne großen Aufwand an die Spitze von Google schaffen. Da ein ausgestopfter Lothringer Dreiaugenpudel ein kleines Vermögen kostet und für Sie dabei eine ordentliche Marge abfällt, stellt es kaum ein Problem dar, dass nur so wenige Suchanfragen gestellt werden. Denn wenn nur ein Besucher dabei ist, der zum Kunden konvertiert, dann haben Sie bereits ein ordentliches Geschäft abgeschlossen. Und Sie dürfen sicher sein: wenn jemand nach „Lothringer Dreiaugenpudel“ oder besser noch nach „Lothringer Dreiaugenpudel kaufen“ sucht, dann ist er im wahrsten Sinne des Wortes käufig, hat also bereits ein ausgeprägtes Kaufinteresse, wenn er auf Ihre Website kommt.

Sie glauben, dass sei ja alles ganz logisch? Dann bedenken Sie bitte, dass die Welt da draußen nicht immer so herrlich übertrieben und zugespitzt ist wie mein fiktives Beispiel vom Lothringer Dreiaugenpudel. Suchen Sie den doch spaßeshalber mal im Internet. Ich bin mir sicher, dass dieser Beitrag hier ganz weit oben bei Google stehen wird. Und alles was ich dafür tun musste, war diesen kleinen Beitrag hier zu verfassen. Also kleine Ursache, große Wirkung. Das kann und soll jetzt keine konkrete Anleitung für Keyword-Erfolge sein, wohl aber ein Denkanstoß, sich über seine eigenen Potentiale und Suchstrategien seiner Zielgruppe(n) klar zu werden.

Fazit: Verschießen oder verstreuen Sie niemals ihr Pulver mit ungünstigen Keywords, sondern prüfen im Vorfeld alle Keyword-Potentiale ab. Auch wenn Sie keinen Lothringer Dreiaugenpudel zu verkaufen haben, bestimmt haben auch Sie Möglichkeiten, um die beste Kombination aus Suchanfrage-Menge und Wettbewerb zu entwickeln.

 


Herzliche Grüße, Ihr Oliver Sonntag

Oliver Sonntag / Berliner / Jahrgang '73 / seit über 20 Jahren beruflich in der Internetbranche tätig / berät deutsche Mittelstandskunden, Vereine und Institutionen im Bereich Internet und Digitalisierung / Gründer und Geschäftsführer der Berliner Internetagentur ANTWORT:INTERNET.



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