KI-Bots: Erfordern sie eine neue Qualität bei der Optimierung von Websites?

Oliver Sonntag

Künftig wird es nicht nur darum gehen, für die Suchmaschinen bzw. für suchende Menschen Content zu liefern und zu optimieren. Es wird immer wichtiger werden, die eigene Website auch fit zu machen für KI-Bots und virtuelle Agenten.

Die gute Nachricht: Unternehmen, die bisher schon in strategisches SEO und die stetige Optimierung der eigenen Websites investieren, sorgen bereits gut vor und sollten weiter am Ball bleiben, vielleicht sogar noch eine Schippe drauflegen. Es geht darum, bei der stetigen Weiterentwicklung von Such- und Assistenz-Tools im Internet optimal sichtbar und relevant zu bleiben. In diesem Artikel beleuchte ich diese Weiterentwicklung und welche Schlüsse Unternehmen daraus ziehen sollten.

 

Änderung im Suchverhalten? Gab’s schon immer.

Heute ziemlich genau vor 4 Jahren habe ich unter dem Titel Sagt mal, klickt ihr noch ganz richtig? einen Artikel über einen sich damals enorm verstärkenden Trend geschrieben, der sich mit dem Phänomen der sogenannten „Null-Klick-Suche“ bei Google befasste. Hier ein kurzer Auszug daraus:

 

(...) Mit der sogenannten “Null-Klick-Suche” haben wir es also zu tun, wenn ein Nutzer bei einer Google-Suche das gewünschte Suchergebnis zwar erhält, dort aber gar nicht mehr draufklicken muss, weil Google mit dem Resultat bereits viele relevante Informationen mitliefert. Stellen Sie sich z.B. vor, Sie wollen die Öffnungszeiten von IKEA in Erfahrung bringen. Das Google Ergebnis zeigt Ihnen nicht nur die Öffnungszeiten, sondern gleich auch noch Adresse, Wegbeschreibung, Produktsortiment und viele Informationen mehr. Die hätte man früher eigentlich erst auf der IKEA Website bekommen und erhält sie stattdessen nun schon auf der Google Seite. Der Besuch auf der IKEA Website ist in diesem Fall überflüssig geworden (...)

Quelle: SEO-Trend 2020: Klaut uns Google unsere Website-Besucher? Stand (24.02.2024)

 

Damals fragten sich viele, ob das wohl ein Traffic-Killer für Websites sei. Am Ende zeigte sich aber, dass sich qualitativ hochwertiger und ziel­gruppen­gerechter Content erfolgreich durch­setzen kann, unabhängig davon, wo ein Klick erzeugt wird.

Nun haben wir mittlerweile 2024 und die digitale Landschaft verändert sich konstant und rasant weiter. Eine der neuesten Entwicklungen, die die Aufmerksamkeit von Branchenexperten auf sich zieht, ist der prognostizierte Rückgang des Suchvolumens in traditionellen Suchmaschinen bis zum Jahr 2026. Es wird erwartet, dass dieses Volumen um satte 25% abnehmen wird. Dabei werden die klassischen Suchmaschinen voraussichtlich Marktanteile an KI-Chatbots und andere virtuelle Agenten verlieren.

Zu diesem Ergebnis kommen Marktforscher von Gartner laut ihrer Pressemitteilung vom 19.02.2024

 

Warum dieser Wandel im Suchverhalten?

Die Antwort liegt in der zunehmenden Verbreitung von generativen KI-Lösungen, die den herkömmlichen Suchmaschinen User abgraben.

KI-Chatbots und virtuelle Agenten werden nämlich immer besser darin, Benutzeranfragen zu verarbeiten und relevante Antworten zu generieren, ohne dass eine Suche in traditionellen Suchmaschinen erforderlich ist.

Das bedeutet, dass Unternehmen nicht mehr ausschließlich auf organische und bezahlte Suchergebnisse angewiesen sind, um ihre Ziele in Bezug auf Bekanntheit und Nachfragegenerierung zu erreichen. Trotzdem ist es entscheidend, dass sie sich auf diese Umverteilung vorbereiten, um sicherzustellen, dass sie weiterhin relevant bleiben, auch wenn das Suchvolumen in traditionellen Suchmaschinen zurückgeht.

 

Was können Unternehmen tun, um ihre Sichtbarkeit und Relevanz in der Online-Welt zu verteidigen?

Die Antwort fällt für Unternehmen, die sich bisher schon intensiv und mit einer schlüssigen Content Strategie um adäquate Sichtbarkeit gekümmert bzw. professionellen Support in Anspruch genommen haben, erst einmal beruhigend aus:

Google und andere Suchmaschinenalgorithmen werden nämlich noch stärker als bisher die Qualität von Inhalten bewerten, um die Flut von KI-generierten Inhalten auszugleichen. Unternehmen sollten daher weiterhin auf Elemente wie Fachwissen, Erfahrung, Autorität und Vertrauenswürdigkeit setzen, um hochwertige Inhalte zu produzieren, die sowohl von Nutzern als auch von Suchmaschinen geschätzt werden.

Google fasst diese Qualitätskriterien unter dem Begriff „EEAT“ (Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness) zusammen und betont immer wieder, dass Inhalte in erster Linie für die Nutzer und nicht für die Suchmaschinen erstellt werden sollten. Zwar betont Google dabei auch, dass „EEAT“ kein expliziter Rankingfaktor ist. Unternehmen, die sich aber auf diese Grundprinzipien konzentrieren und hochwertigen, relevanten Content liefern, werden auch in einer Welt, in der traditionelle Suchmaschinen an Bedeutung verlieren, erfolgreich sein können.

 

Fazit

Insgesamt zeigt der Wandel hin zu generativen KI-Lösungen, dass Unternehmen mehr denn je auf Qualität setzen müssen, um sich in der digitalen Landschaft zu behaupten und ihre Sichtbarkeit und Relevanz zu stärken.

Die Zeiten, in denen allein die Platzierung in den Suchergebnissen bereits ein ziemlicher Erfolgsgarant war, sind eh schon lange vorbei. Stattdessen müssen Unternehmen noch mehr als zuvor sicherstellen, dass all ihre digitalen Kontaktpunkte optimal und konsistent gepflegt sind. Dazu zählt besonders, dass sie dort einzigartige, relevante und hochwertige Inhalte liefern, die ihren Zielgruppen Lösungen und echte Mehrwerte bieten.

Dabei darf es auch im B2B-Bereich gern originell, persönlich und nahbar zugehen. Ich persönlich bin jedenfalls immer wieder froh und beruhigt, wenn ich auf Business-Websites schnell erkennen kann, dass hinter den Inhalten und Angeboten echte und vertrauenswürdige Menschen stecken, die auch noch die Kompetenz, Erfahrung und Motivation haben, sich persönlich um mein Anliegen zu kümmern.

Unternehmen, die das beherzigen, werden auch trotz des Wandels im allgemeinen Suchverhalten ihre Sichtbarkeit und Reputation im Internet erfolgreich stärken können. Schließlich ist davon auszugehen, dass künftige virtuelle Agenten ähnliche Maßstäbe an Qualität, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit anlegen, wie das bisher die Bots tun, die den Index der uns heute bekannten Suchmaschinen füttern.


Berliner / Jahrgang '73 / seit über 25 Jahren beruflich in der Internetbranche tätig / berät deutsche Mittelstandskunden, Vereine und Institutionen im Bereich Internet und Digitalisierung / Gründer und Geschäftsführer der Berliner Internetagentur ANTWORT:INTERNET.


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