SEO-Trend 2020: Klaut uns Google unsere Website-Besucher?
"Klickt ihr noch ganz richtig?!" Diese Frage mag sich der eine oder andere Website-Betreiber beim Betrachten seiner Besucherstatistik stellen. Bei der Erfolgsmessung von Websites hat sich die Menge von Besuchern pro Zeitraum nämlich als eine der meist beachteten Kennzahlen etabliert. Hat eine Website viele Besucher, ist das gut. Hat eine Website wenige Besucher, ist das nicht gut. So weit, so einfach. Google sorgt jedoch gerade dafür, dass die Besucherzahl als Währung abgewertet wird und wir bei der Website-Erfolgsmessung in Zukunft umdenken müssen. Wie das sein kann, erzähle ich Ihnen in meinem heutigen Artikel anhand einer kleinen Geschichte über eine Party, die ganz schön ins Wasser fällt.
Stellen Sie sich mal vor: Sie haben zu einer großen Party eingeladen und viele aufwändige Vorbereitungen getroffen. Am Tag der Veranstaltung stellt sich dann aber jemand vor den Eingang und fängt Ihre Gäste mit den Worten ab: “Bevor Sie da reingehen, kann ich Ihnen ja schon mal sagen, was Sie da drinnen erwartet. Ich kenne nämlich den Gastgeber, das Essen, die Getränke, den DJ und seine Musik, ja sogar die Gästeliste und die Themen, über die sehr wahrscheinlich gesprochen wird.”
Ist die Party jetzt geplatzt?
Je nach Lust, Laune oder Loyalität der Gäste könnte der eine oder die andere tatsächlich einen Rückzieher machen. “Schlagermusik? Nein, danke!” - “Essen vom Caterer XY? Den kenne ich. Schmeckt mir nicht.” - “Was!? Die Schulzes sind auch da? Boah, die quatschen mich doch nur wieder voll. Komm’ lass lieber ins Kino gehen.”
Diese Geschichte habe ich mir ausgedacht, weil sie sehr gut einen immer stärker werdenden Trend im Internet auf den Punkt bringt. Bei diesem Trend spielt Google eine entscheidende Rolle. Die Suchmaschine schaltet sich nämlich mit zunehmender Penetranz zwischen unsere Website (da wo also im übertragenen Sinne die Party abgeht) und unsere Gäste, sprich, unsere potentiellen Website Besucher, die über eine Google Suche auf uns aufmerksam geworden sind.
Warum macht Google das?
Google hat aus wirtschaftlicher Sicht kaum Interesse daran, einfach nur so Besucher auf unsere Websites zu schleusen, es sei denn, der Website-Betreiber bezahlt das Suchmaschinen-Unternehmen in Form von Werbeanzeigen dafür. Alle sonstigen Suchanfragen bedient Google dann lieber gleich selbst, indem es unseren potentiellen “Gästen” schon im Suchergebnis so viele Informationen wie möglich über uns zur Verfügung stellt. Google sagt natürlich, dass das vor allem der Benutzerfreundlichkeit und der Abkürzung von Klick-Wegen dient. Lassen wir das mal so stehen. So oder so ist das Resultat immer häufiger eine sogenannte “Zero-Click-Search” bzw. “Null-Klick-Suche”.
Google gräbt Website-Betreibern Besucherströme ab.
Mit der sogenannten “Null-Klick-Suche” haben wir es also zu tun, wenn ein Nutzer bei einer Google-Suche das gewünschte Suchergebnis zwar erhält, dort aber gar nicht mehr draufklicken muss, weil Google mit dem Resultat bereits viele relevante Informationen mitliefert. Stellen Sie sich z.B. vor, Sie wollen die Öffnungszeiten von IKEA in Erfahrung bringen. Das Google Ergebnis zeigt Ihnen mittlerweile nicht nur die Öffnungszeiten, sondern gleich auch noch Adresse, Wegbeschreibung, Produktsortiment und viele Informationen mehr. Die hätte man eigentlich erst auf der IKEA Website erwartet und bekommt sie stattdessen nun schon auf der Google Seite. Der Besuch auf der IKEA Website ist in diesem Fall überflüssig geworden.
Welche Auswirkungen hat das auf Website-Betreiber?
Nochmal zusammenfassend: Wenn jemand bei der Google-Suche auf IHR Unternehmen aufmerksam wird, dann kann er sich damit auseinandersetzen und sich ein Bild von Ihrem Angebot machen, ohne auch nur ein einziges Mal auf Ihrer Website gewesen zu sein.
Welche Auswirkungen mag das haben?
- Bei der Interpretation Ihrer Website-Statistik muss dieses Phänomen zunehmend berücksichtigt werden. Statistisch sind vielleicht weniger Besucher messbar, aber das muss nicht automatisch heißen, dass die Sichtbarkeit bzw. die Wahrnehmung Ihres Unternehmens im Internet darunter leidet. Hier gilt es, verschiedene Messparameter so zu aggregieren und miteinander ins Verhältnis zu setzen, dass sich ein aussagekräftiges Gesamtbild ergibt.
- Beim Erstellen und Publizieren von Inhalten für das Internet muss berücksichtigt werden, dass die Website nicht der einzige Kontaktpunkt für potentielle Kunden ist. Die Customer Journey wird vielfältiger und komplexer und endet nicht zwingend auf Ihrer Website.
- Bei der Strategie zur Suchmaschinenoptimierung (SEO) muss gezielt der Umgang mit sog. strukturierten Daten berücksichtigt werden. Strukturierte Daten sind solche, die auf Ihrer Website besonders gekennzeichnet sind und entsprechend für die Maschinenlesbarkeit optimiert sind.
Mein Fazit:
Null-Klick-Suchen sind kein ganz neues Phänomen, werden aber ab 2020 deutlich zunehmen und unsere Arbeit an der Website-Erfolgsoptimierung beeinflussen.
Google forciert das durch das immer intensivere Auslesen strukturierter Website-Daten. Die Suchmaschine lässt in diesem Zusammenhang gern verlauten, dass Websites, auf denen nicht ausreichend strukturierte Daten zu finden sind, mit Punktabzug für das Ranking bestraft werden. In welchem Maß das tatsächlich schon stattfindet, ist Gegenstand lebhafter Diskussionen in der Suchmaschinenoptimierer-Branche. Für uns Website-Betreiber heißt es jedenfalls: nicht nur die Website-Besucher bzw. die Website-Analysedaten im Auge haben, sondern sich noch stärker als zuvor mit der gesamten Customer Journey der eigenen Zielgruppe auseinander setzen, um an den relevanten Kontaktpunkten gut da zu stehen.

Oliver Sonntag / Berliner / Jahrgang '73 / seit über 20 Jahren beruflich in der Internetbranche tätig / berät deutsche Mittelstandskunden, Vereine und Institutionen im Bereich Internet und Digitalisierung / Gründer und Geschäftsführer der Berliner Internetagentur ANTWORT:INTERNET.
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