Im Gespräch: Der Sardinienexperte Joachim Waßmann

Oliver Sonntag

Joachim Waßmann verkörpert in besonderer Weise den Typ von Unternehmer, der Computer und Internet schon früh und konsequent für sich und seine Geschäftsidee genutzt hat. Er war immer wieder bereit, technisches Neuland zu betreten. Seine Geschichte bestätigt eindrucksvoll meine persönliche Einstellung zur Digitalisierung. Es geht um Evolution, nicht um Revolution.

Heute ist Joachim Waßmann 74 Jahre alt. In den 60er Jahren legte er den Grundstein für die Joachim Waßmann GmbH, eine der ersten und bis heute sehr erfolgreichen Vermittlungsagenturen für Ferienhäuser auf Sardinien. Mittlerweile hat er sich auch als Blogger einen Namen gemacht und beglückt seine stetig wachsende Leserschaft auf www.inside-sardinien.de mit allerlei Insiderwissen über “seine” Insel Sardinien.

 

Herr Waßmann, 2012 hatten wir den ersten Kontakt zueinander. Damals ging es um die Betreuung und Erneuerung der Internetpräsenz Ihres Unternehmens. Erzählen Sie doch bitte kurz die Geschichte Ihrer Ferienhausagentur.

Sardinien habe ich vor 50 Jahren eher zufällig kennengelernt. Ich war spontan begeistert, und habe versucht, die Insel einem größeren Personenkreis schmackhaft zu machen. Ich habe mir dort in den 70er Jahren ein Ferienhaus gekauft und es restauriert. 1976 begann ich, das Haus auch zu vermieten. Damit trat ich unwissentlich eine Lawine los, die maßgeblich meine berufliche Zukunft bestimmen sollte. Nachdem ich mein Haus gut vermietet hatte, kamen meine sardischen Nachbarn und wollten, dass ich ihre Ferienhäuser auch vermiete. So fing alles an.

Wie haben Sie das damals gemacht? In den 70er Jahren waren die Kommunikations- und Präsentationstechniken im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten ja recht eingeschränkt.

Natürlich war damals an Social-Media, Bloggen, instagram und youtube noch nicht einmal zu denken. Die Exposés der Häuser packte ich auf hektographierte DIN A4-Blätter. Ich habe Kleinanzeigen in Zeitungen geschaltet. Ich habe den Interessenten dann zwei beidseitig beschriebene DIN A4 Bögen geschickt. Bei Interesse haben die Leute mich angerufen und ich habe ihnen daraufhin per Post Fotos der Häuser geschickt, mit der Bitte, sie mir nach Ansicht wieder zurück zu senden.

Wann haben Sie realisiert, dass Sie ein tragfähiges Geschäftsmodell entdeckt hatten?

Anfang der 80er Jahre. Da nahm das merklich Fahrt auf. Und ein paar Jahre später, so Ende der 80er, hatte ich mit der Methode – Bilder verschicken und telefonieren – die erste Umsatzmillion erzielt. 1987 gründete ich dann die Wassmann GmbH und 1990 fingen wir an, auch mit Computern zu arbeiten.

Wofür haben Sie die Computer damals eingesetzt?

Um die Büroarbeit zu vereinfachen. Ich habe den Computer zunächst nur dafür benutzt, meine Kundenkartei digital zu führen. Anfang der 90er Jahre arbeitete dann mein Sohn bei mir mit. Der sagte eines Tages: “Papa, wir müssen eine Internetseite haben.” Ich fragte ihn, was denn dieser Quatsch solle. Er blieb aber hartnäckig und überzeugte mich, “diesem Internet” eine Chance zu geben. 1993 fing er an, die Seite zu bauen. Einige Zeit später waren wir dann “online”.

Was war und ist Ihre Erwartungshaltung an die sogenannte Digitalisierung?

Meine Ferienhäuser bekannt zu machen, sie attraktiv zu präsentieren und schließlich für den Gast buchbar zu machen, all das war und ist mit Aufwand und Kosten verbunden. Mich trieb eigentlich immer die Frage um, wie kann mir die Technik helfen, mein Geschäft effizienter zu führen und meine Werbekosten zu reduzieren bzw. zu kontrollieren.

Als wir uns vor ein paar Jahren kennen lernten, steckten Sie noch eine verhältnismäßig große Menge Geld in die sogenannten adwords.

Die Auffindbarkeit in Suchmaschinen, insbesondere bei Google, wurde ja immer existentieller. Ich wurde auch hier recht früh aktiv und arbeitete mit einer Agentur zusammen, die das für uns machte. Mit dem Aufkommen von Unternehmen wie Airbnb, booking.com und fewo-direkt wurde es immer härter, sich auf den oberen Suchergebnis-Plätzen bei Google zu behaupten. Ich beschloss daher, durch das Schalten kostenpflichtiger Google-Anzeigen diesem Abwärtstrend entgegen zu wirken. Wir konnten damit auch deutlich mehr Besucher gewinnen. Das kostete uns allerdings eine hohe vierstellige Summe pro Monat über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Ich weiß, dass dieses Anzeigenbudget dann irgendwann auf Null gefahren werden konnte, ohne dabei Website-Besucher zu verlieren. Wie haben Sie das gemacht?

Wir haben seit etwa 2012 intensiver als je zuvor daran gearbeitet, unser Suchmaschinen-Ranking in der sogenannten organischen Google-Suche zu optimieren und zu festigen. Das war und bleibt angesichts der Konkurrenz ein hartes Stück Arbeit. Aber wir sind bis zum heutigen Tag kontinuierlich dran geblieben und haben uns Monat für Monat unsere obere Google-Position zurück erobert

Mit welchen konkreten Maßnahmen haben Sie sich denn bei Google nach oben gekämpft?

Wir waren sehr gut beraten, unter anderem auf eine gute Content-Strategie zu setzen.

Das bedeutet, sie kreieren Inhalte und Geschichten, die für Ihre Zielgruppe interessant sind?

Genau. Heutzutage macht es ja wenig Sinn, Kunden durch reine Werbung mit der Brechstange gewinnen zu wollen. Immer noch ein wenig lauter zu schreien als die Konkurrenz kann nicht die Lösung sein. Wir haben uns irgendwann gesagt, dass wir das über richtig gute Inhalte lösen wollen. Also Inhalte, die so interessant und attraktiv sind für unsere Zielgruppe, dass diese gern angeschaut, gelesen und in den sozialen Medien geteilt werden.

Geben Sie mal ein Beispiel.

Wissen Sie, ich bin jetzt seit 50 Jahren untrennbar mit Sardinien verbunden und verbringe mein halbes Leben dort, kenne Land und Leute und habe viele sardische Freunde. Ich kann mich also mit gutem Gewissen als Sardinien-Insider bezeichnen. Irgendwann bekam ich den Impuls, mein Insider-Wissen, meine Erfahrungen, Erlebnisse und Anekdoten aufzuschreiben. Das Ergebnis war dann ein eigener Blog im Internet (www.inside-sardinien.de), auf dem ich seit einigen Jahren regelmäßig publiziere und der sich einer stetig wachsenden Leserschaft erfreut.

Und das reicht aus, um bei Google vorne mit dabei zu sein?

Schön wär’s. Der Blog ist nur ein Baustein von vielen. Darüberhinaus haben wir viele andere Maßnahmen im Netz, auf sozialen Medien und mit Kooperationspartnern auf den Weg gebracht. Ein zentraler Punkt ist aber, dass wir konsequent an unserer Unternehmens-Website www.sardinienferienhaus.de arbeiten. Sie ist das zentrale Werkzeug für unseren Umsatz. Darum überlassen wir hier nichts dem Zufall und analysieren und optimieren permanent, damit unsere Nutzer das bestmögliche Erlebnis haben. Wir haben mit unserem Buchungssystem auch den Schritt hin zu “responsive” gemacht, d.h. unsere Kunden machen auch auf dem Smartphone eine hervorragende Nutzererfahrung. Außerdem haben wir vor einiger Zeit auch ein neues, sehr effizientes Content Management System bei uns eingeführt, welches es uns ermöglicht, unsere Inhalte und Objekte einfach und schnell ins Netz zu stellen und dort zu verwalten. Auch die gesamten Buchungsvorgänge sind in das System integriert.

Wie stehen Sie denn zu den Online-Bewertungen, die heutzutage immer mehr Bedeutung bekommen?

Die ersten Bewertungen, die ich online bekommen habe, waren meist negativ, denn es schreiben leider oft nur die, die etwas zu meckern haben. Ich wusste lange nicht, wie ich damit umgehen sollte, bis ich auf die Idee kam, zufriedene Kunden darum zu bitten, uns doch zu bewerten, z.B. auf HolidayCheck. Was dazu geführt hat, dass wir seit 2012 jedes Jahr von HolidayCheck ausgezeichnet werden.

Herr Waßmann, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Dies ist eine gekürzte Version des Interviews, das ANTWORT:INTERNET-Geschäftsführer Oliver Sonntag  mit Joachim Waßmann geführt hat. Das vollständige Interview finden Sie hier: http://blogvomsonntag.de/im-gespraech-mit-dem-sardinien-experten-joachim-wassmann/


Berliner / Jahrgang '73 / seit über 25 Jahren beruflich in der Internetbranche tätig / berät deutsche Mittelstandskunden, Vereine und Institutionen im Bereich Internet und Digitalisierung / Gründer und Geschäftsführer der Berliner Internetagentur ANTWORT:INTERNET.



Berliner / Jahrgang '73 / seit über 25 Jahren beruflich in der Internetbranche tätig / berät deutsche Mittelstandskunden, Vereine und Institutionen im Bereich Internet und Digitalisierung / Gründer und Geschäftsführer der Berliner Internetagentur ANTWORT:INTERNET.


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