Kann heute leider nicht zur Revolution 4.0 kommen. Hab einen wichtigen Kundentermin.
Es ist schon erstaunlich, wie groß der Drang nach Revolutionen ist. Rückblickend ist die Menschheit von einer industriellen Revolution in die nächste geschlittert. Und ausgerechnet jetzt, wo alles so schön digital wird, da will angeblich die Hälfte aller Unternehmen im deutschsprachigen Raum nicht mitziehen? Sagt mal, gehts noch? Aber wir haben eine Idee, woran es liegen könnte. Und wir werfen einen Blick auf den digitalen Wandel, so dass man ihn nicht nur versteht, sondern auch noch seinen Nutzen daraus ziehen kann.
Die industriellen Revolutionen! Ab 1800 ging es los mit den ersten Massenproduktionen. Maschinen, erstmalig angetrieben von Wasser- und Dampfkraft machten es möglich. Ende des 19. Jahrhunderts dann gleich die nächste Stufe: Elektrizität, Fließbänder, Motoren und Autos. Das Tempo zog weiter an. In den 70er Jahren startete schon wieder eine, die dritte industrielle Revolution. Diesmal stand die Elektronik und die Informationstechnologie im Fokus. Erst klotzige Großrechner, dann immer kleiner werdende Personal Computer, die immer schneller und umfangreicher in unser Arbeitsleben eingriffen und irgendwann auch in den privaten Bereich vordrangen. Mittlerweile tragen wir in Form von Smartphones Gerätschaften mit uns in der Hosentasche herum, die komplett vernetzt sind und von denen wir uns auf Schritt und Tritt beobachten, analysieren und optimieren lassen können. Werkzeuge und Dinge des täglichen Lebens werden zunehmend digital. Barcodes, Apps, Kommunikationswege, Navigationsgeräte, Datenbanken. All das bestimmt mehr und mehr unser Leben. Auch unser Arbeitsleben! Man könnte jetzt sagen, das ist alles noch Gegenstand der dritten industriellen Revolution.

Aber das wäre ja langweilig. Dann hätten wir ja seit über 40 Jahren keine Revolution mehr gehabt. Also muss man sich was einfallen lassen und zur Abwechslung mal eine Revolution ausrufen, die noch gar nicht so richtig stattgefunden hat. Und natürlich brauchen wir heutzutage auch einen coolen Namen für so etwas. Wie unkreativ wäre es denn, nur von einer 4. industriellen Revolution zu sprechen? INDUSTRIE 4.0 (gesprochen Industrie Vier-Punkt-Null). Das hat doch was! Das klingt wie die Versionsbezeichnung einer Software (das hatten die Macher natürlich auch im Sinn). Gleichzeitig soll es uns daran erinnern, welcher Generation industrieller Revoluzzer wir uns zugehörig fühlen sollen.

Keine Lust auf Revolution? Was wollt ihr dann???
Heute jagt eine Umfrage die nächste, in der herausgefunden wird, dass in deutschen Mittelstandsunternehmen zum großen Teil noch gar nicht so richtig das Problembewusstsein und die Begeisterung für diese 4. Revolution aufkommen will. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Crisp Research ist sogar die Hälfte aller Entscheider in der DACH-Region der Meinung, dass das Thema “Digitalisierung” für ihr Unternehmen kaum relevant sei. Nanu? Haben die alle verschlafen oder warum kommen die nicht mit zur Revolution-Vier-Punkt-Null?
Nach meiner Erfahrung aus vielen Gesprächen mit diesen Entscheidern meine ich, eine Ursache dafür klar benennen zu können. Das Thema “Digitalisierung” hängt aufgrund eines riesigen Medienhypes mindestens 10 Meter zu hoch und passt somit in keine normale mittelständische Werkshalle mehr. Auch weitere Begriffe, die man dieser digitalen Revolution mit auf den Weg gegeben hat, überfordern zusätzlich. Denn wem “Industrie 4.0” noch nicht abstrakt genug ist, der darf sich auch gern Gedanken darüber machen, was er denn mit “Digitaler Transformation”, “Digitalem Wandel” oder “Digital Leadership” am Hut haben könnte. Das sind alles Begriffe, die heutzutage durch die Medien geistern und permanent auf die Unternehmer einprasseln. Das führt dazu, dass Digitalisierung mitunter gleichgesetzt wird mit autonom arbeitenden Robotern und sich selbst steuernden Drohnen, die überm Werksgelände ihre Kreise ziehen.
Nun halte ich es nicht mit Altkanzler Schmidt, der mal sagte “Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen.” Im Gegenteil: jeder Unternehmer braucht eine Vision darüber, wohin seine Firma oder sein Projekt langfristig steuern soll. Auf dem Weg dorthin darf er sich jedoch nicht selbst überholen, sich verrückt machen lassen und den vierten Schritt vorm Dritten setzen. Und so plädiere ich dafür, dass wir doch erstmal sicher stellen, dass die Unternehmen überhaupt so weit sind und ein vierter Schritt schon Sinn macht bzw. technisch möglich wäre.

Viva la GOOD BUSINESS!
Die täglichen Herausforderungen in einem deutschen Mittelstandsunternehmen sind meist alles andere als revolutionär oder spektakulär. Aber sie zu meistern ist existentiell wichtig für den Betrieb. Meist geht es schlicht darum, wie betriebliche Prozesse mit Hilfe von Software abgebildet, vernetzt und optimiert werden können. Ganz einfaches Beispiel: in einem Unternehmen wurden bisher alle Daten in Ecxel-Listen organisiert. Dieses Verfahren stößt nun an seine Grenzen. Wie organisiert man jetzt die Datenhaltung so, dass es dem ganzen Unternehmen zu Gute kommt und jede dazu berechtigte Person zu jeder Zeit und an jedem Ort Zugriff hat? Wie bindet man Erstellung und Abruf von Daten in produktive Prozesse ein und sorgt somit für stetige Aktualität an Informationen im gesamten Unternehmen? Wie sorgt man dafür, dass die Mitarbeiter mit dem System klar kommen? Es geht konkret aber auch darum, wie ich im Zeitalter von Internet, Google und sozialen Medien auf mein Unternehmen aufmerksam mache, über die digitalen Kanäle neue Kunden gewinne und mich dort wirksam gegen Wettbewerber durchsetze.

Lieber volle Auftragsbücher als leere Worthülsen
Man sieht, dass es gar nicht so schwer ist, dem “digitalen Wandel” mit Hilfe konkreter Beispiele ein Gesicht zu geben. Ich denke, es wäre für viele Unternehmer sehr hilfreich und motivierend, wenn sie sich auf diese Weise als Teil dieser Entwicklung sehen könnten. Denn wer sich von sogenannten Buzzwords, also Worthülsen, nicht blenden oder abschrecken läßt und für sich den konkreten Nutzen dahinter sucht und findet, der kann nur gewinnen.
In diesem Sinne starten wir heute unsere “KLAR GEHT DAS!” Kampagne, mit welcher wir für einen “bodenständigen” digitalen Wandel werben wollen. Einen Wandel, den jeder versteht und darum auch seinen Nutzen und seinen Gewinn daraus ziehen kann. Und sorry, dass wir die Revolution heute erstmal absagen müssen. Da hat ein Kunde gerade versehentlich ein paar Datensätze in seinem System gelöscht. Ob die sich wieder herstellen lassen?
KLAR GEHT DAS!
In diesem Sinne: VIVA LA GOOD BUSINESS!

Oliver Sonntag / Berliner / Jahrgang '73 / seit über 20 Jahren beruflich in der Internetbranche tätig / berät deutsche Mittelstandskunden, Vereine und Institutionen im Bereich Internet und Digitalisierung / Gründer und Geschäftsführer der Berliner Internetagentur ANTWORT:INTERNET.
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